Was haben Buchhalter, Steuerberater und Immobilienmakler gemeinsam? Alle diese Berufe werden über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden. Dies zumindest prognostizieren diverse Studien von renommierten Trendforschern. Düstere Zukunftsaussichten also auch für Treuhänder? Werden wir schon bald durch künstliche Intelligenz und cloudbasierte Expertensysteme ersetzt?
«Diese Jobs sind besonders gesucht. Werden Sie Treuhänder!» So titelte unlängst ein Schweizer Boulevardmedium. Wer also die Ausbildung zum Treuhänder in Angriff nimmt, blickt einer attraktiven Berufsperspektive entgegen. Gelingt es der Branche, auch der Generation Y attraktive Arbeitsinhalte, flexible Arbeitszeitmodelle und eine moderne Infrastruktur anzubieten, die den Bedürfnissen der jungen Talente entsprechen, dann wird der Treuhänder auch in Zukunft begehrt und gesucht sein.
Diese Chancen sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in unserer Branche zu einer Marktbereinigung kommen wird. Unternehmen, die in erster Linie von Belegverarbeitung leben, haben kaum Überlebenschancen. Solche «Buchhaltungsfabriken» werden über kurz oder lang durch intelligente Applikationen substituiert.
Empathie, Kundennähe und Sozialkompetenz, gepaart mit fundiertem Fachwissen, werden allerdings auch in absehbarer Zeit nicht durch Algorithmen oder Chat Bots abgelöst. Und gerade diese Faktoren machen für viele Treuhandkunden den Unterschied aus. In Zukunft werden also Treuhänder gefragt sein, welche die digitalen Arbeitsprozesse optimal mit den «weichen Faktoren» kombinieren. Zieht die Treuhandbranche aus diesen Erkenntnissen die richtigen Schlüsse und sieht sie die Digitalisierung als grosse Chance, so wird sie auch in Zukunft eine wichtige Dienstleisterin für Unternehmer und Unternehmen bleiben.
Quelle: EXPERT FOCUS, Ausgabe 9/2019